Dezemberereignisse

Obwohl es hier in Kambodscha recht schwierig war bei täglichem Sonnenschein wahre Weihnachtsstimmung aufzubauen und Weihnachten somit zwar sehr schön, aber nicht das allergrößte Ereignis war, kann ich doch sagen, dass der letzte Monat des Jahres dafür noch dazu mit einigen anderen schönen Erlebnissen gefüllt war.

 

Mein Dezember begann in Chambok und direkt mit Feierlichkeiten zu einem schönen Anlass. Meine Gastschwester hatte sich vor einigen Tagen mit ihrem norwegischen Freund verlobt und wie es die Tradition so will, gab es anlässlich dieses Geschehnisses eine Zeremonie mit anschliessender Feier im Garten meiner Gastfamilie.

Zwar war es nur eine "kleine" Feier, trotzdem kam gefühlt das ganze Dorf dafür bei uns vorbei. Schon am frühen Morgen waren unzählige Frauen da, die das Essen zubereiteten und Männer, die sich währenddessen schon mal die ersten Biere gönnten ("kein Bier vor vier" gilt in diesem Lande genau so wenig wie rechts vor links).

 

Ich gesellte mich zu den Frauen um beim Abspülen des guten Geschirrs zu helfen, das zur Feier des Tages hervorgeholt worden war, und dann begann die Zeremonie auf dem "Balkon" des Hauses. Hierbei wurde das Paar von meinem Gastvater und einem anderen alten Mann gesegnet und die Besucher und Besucherinnen konnten den Beiden Geld für ihr weiteres gemeinsames Leben schenken.

Am zweiten Tag des Monats ging es sogleich gut weiter, weil Anna beschlossen hatte, mich über das Wochenende in Chambok zu besuchen. Zusammen schlossen wir uns einer kleinen Besuchergruppe bestehend aus zwei Australiern und einer Engländerin, die Chambok für zwei Tage besuchten, auf ihrem Weg zum Wasserfall an, gingen Kaffeetrinken im Romantic Waterfall Café und genossen die Aussicht vom Phnom Anlung Roat.

 

Als ich dann nach längerer Zeit in Chambok mal wieder für das Wochenende zurück nach Phnom Penh fuhr, stürzten wir uns das erste Mal wirklich ins Nachtleben der Stadt. Nachdem wir erst ein bisschen in unserer Stammbar waren und dann zwei verschiedene Locations ausgecheckt und für gut befunden hatten, ging es weit nach Mitternacht und damit noch viel weiter nach meiner normalen Chambok-Schafenszeit nach Hause.

Nach diesem Wochenende, an dem wir noch neue Khmer Rezepte von Tess' Mentorin lernten und ihr beibrachten, wie man Pfannkuchen macht, begab ich mich mal wieder in mein geliebtes Chambok. Dieses Mal allerdings zusammen mit Maria und Pfannkuchen vom Vorabend im Gepäck. Mit den Pfannkuchen brachten wir ein Stück unserer Heimat nach Chambok, woran sich meine Gastfamilie sehr erfreute.

Auch mit Maria besuchte ich am nächsten Tag den Wasserfall (einfach das Must-see in Chambok), wir genossen die Kochkunst meiner Gastschwester, ernteten Reis und bei einer kleinen Radtour zeigte ich ihr ein wenig von der Community.

 

Nachdem Maria sich am Mittwoch wieder auf den Weg nach PP gemacht hatte, verbrachte ich noch den Donnerstag arbeitend auf einer Mangofarm, wo ich und viele andere junge Männer, Frauen und Kinder die geernteten Mangos von den Tüten befreiten, in welche sie noch am Baum eingepackt werden, um sie beim Wachsen und Gedeihen zu schützen.

Dabei durften wir die Mangos, die schon zu reif zum Verkaufen waren (hier isst man am liebsten unreife, saure Mangos mit Tütensuppenpulver oder einer Salz-Zucker-Chili-Mischung), entweder direkt essen oder mitnehmen.

So machte ich mich danach also mit ungefähr 5 Mangos im Magen und weiteren 10 in einer Tüte wieder auf nach Phnom Penh.

 

Dort angekommen begann das grosse Kränkeln. Tess wurde krank, Anna wurde krank, Maria wurde krank und so endete das Wochenende mit 2 von 5 Brötchen im Krankenhaus.

Weil der Arzt bei Maria Pfeiffersches Drüsenfieber festgestellt hatte und es somit nicht unwahrscheinlich war, dass ich mich auch angesteckt haben könnte, blieb ich kurz entschlossen statt am Montag wieder nach Chambok zu fahren in PP.

Stattdessen verbrachte ich viel Zeit mit Krankenbesuchen im wunderschönen Krankenhaus und versuchte nebenbei ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen.

 

Am Ende der Woche stand ein grosses Event von Mlup Baitong an, bei dem es um das Abschließen eines ihrer Projekte ging, zu dem auch ich eingeladen war.

Es war gleichzeitig beeindruckend und etwas befremdlich dieses Riesenevent mitzuerleben, da es auf der einen Seite super spannend war, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen und endlich ein wenig mehr über Mlup Baitongs Arbeit zu erfahren (auch wenn das meiste auf Khmer war und ich deswegen nicht besonders viel verstand), es aber auf der anderen Seite merkwürdig war, zu überlegen, wie viel Geld für diese riesige, pompöse Veranstaltung mit Unmengen an Essen in einem super noblen Restaurant ausgegeben worden sein muss und wie die anwesenden Projektmitglieder aus den Communities das Ganze betrachten, wenn sie sehen, worein die Projektgelder noch so fließen.

 

Nach einer Woche voller Krankhausbesuche waren wir am Weihnachtswochenende wieder fast vollständig in unserer WG (Martin war über die Feiertage auf Reisen) und hatten für den Samstag vor Heiligabend ein großes Pfannkuchenbrunchen angesetzt. Dafür hatten wir eine Khmer Freundin eingeladen, die noch zwei Freundinnen (eine Engländerin, eine Irin) mitbrachte, und so verbrachten wir den Vormittag bei Weihnachtsmusik mit dem Zubereiten von Pfannkuchen und dem ersten Festschmaus des Wochenendes.

 

Dann kam plötzlich auch schon Weihnachten und als sich gerade die Weihnachtsstimmung (so gut es bei 30 Grad und Sonnenschein eben geht) entwickelt hatte, war sie bei mir auch schon wieder verflogen, da ich direkt am nächsten Tag mal wieder meinen Rucksack packen musste, weil eine Art Jahresabschlussfahrt mit meiner Organisation anstand.

 

Die nächsten 5 Tage verbrachten wir also erst mit Meetings und Jahresrückblicken in Koh Kong und dann mit Team Building, Schwimmen, Relaxen und einer Abschlussparty auf den Inseln Koh Smach und Koh Sdach. Da ich nicht besonders häufig im Office in Phnom Penh bin und daher die Mitarbeitenden bisher noch nicht besonders gut kennegelernt hatte, war dies endlich mal eine sehr gute Gelegenheit, das zu tun und außerdem noch einmal mehr über die Arbeit Mlup Baitongs zu erfahren.

 

Nach fünf schönen Tagen, die meine Kollegen und Kolleginnen erfolgreich in zahlreichen Fotos als Erinnerungen festgehalten haben, begab ich mich am Freitag also mal wieder für ein paar Stunden in die Stadt bevor wir uns am Samstagmorgen direkt wieder in einen Bus in Richtung Süden setzten.

 

Anna, ihre Schwester Eva, Tess, Esther (auch eine deutsche Freiwillige, allerdings von einer anderen Organisation) und ich hatten geplant Silvester auf der Insel Koh Thonsay zu verbringen.

Da in Kambodscha erst im April Neujahr gefeiert wird, ist auch Silvester hier etwas unspektakulärer ausgefallen. Zwar wird auch hier vor allem in den Städten das internationale Silvester gefeiert, jedoch lange nicht so groß wie das kambodschanische Neujahr.

 

Deshalb lief auch der 31. Dezember ein wenig anders ab als wir es bisher gewohnt waren.

Nachdem wir den Tag mit einer circa fünfstündigen Wanderung um die Insel in Flip Flops durch tiefstes Gestrüpp verbracht hatten, kamen wir leicht verbrannt und müde wieder an den Bungalows an, wo wir uns mit fabelhaftem Essen stärkten und bereit machten für das anstehende Abendprogramm, von dem wir noch nicht genau wussten, was auf uns zukommen würde.

Um ungefähr viertel vor zwölf ging das Feuerwerk auf dem Festland los, das wir von der Insel aus über dem Meer bewundern konnten. Um Mitternacht stießen wir mit unseren 1,5-Liter-Wasserflaschen an und fünf Minuten später war auch schon alles wieder vorbei und die meisten Inselbesucher zogen sich zum Schlafen zurück.

 

So begaben wir uns am nächsten Tag mit neujährlicher Kraft und Vorfreude darauf, was 2018 wohl für uns bereit halten würde, wieder nach Hause in die Hauptstadt.

Jetzt bin ich gespannt auf all das, was das neue Jahr mit sich bringt und mindestens genau so dankbar für das, was mir das Vergangene geboten hat.

Etwas verspätet wünsche ich euch Lesenden ein famoses neues Jahr voller glücklicher Minuten, Stunden und Tage, guter Ideen, Ruhe und Mut.